• 27 MAI 17
    Patientenzufriedenheit

    Patientenzufriedenheit

    Sollte ein Arzt den Schwerpunkt seines Handelns nach der Patientenzufriedenheit ausrichten?

    Wir haben die Grundlagen unseres alltäglichen ärztlichen Handelns im Beitrag Evidenzbasierte Medizin – Was ist das? beschrieben. Die dort beschriebe Studie zeigte, dass die Kenntnis und Anwendung aktueller Studiendaten und Leitlinien unseren Patienten nachweislich einen messbaren Nutzen sogar durch Verringerung der Sterblichkeit bringen kann.

    Wenn unser derartig wissenschaftlich begründetes ärztliches Handeln nicht den Patientenerwartungen entspricht, kann dies zu Unzufriedenheit mit dem Arzt führen. Wie wichtig ist es für die Gesundheit, dass man mit der Behandlung durch den Arzt zufrieden ist?

    Zur medizinischen Bedeutung der Patientenzufriedenheit gibt es eine Studie. Diese konnte belegen, dass eine Medizin, die danach ausgerichtet ist, eine möglichst hohe Patientenzufriedenheit zu erreichen, zu höheren Kosten, häufigeren Krankenhausaufenthalten, häufigeren Medikamentenverordnungen und erhöhter Sterblichkeit führt. Auf 100 Todesfälle in 4 Jahren in der Gruppe der am wenigsten zufriedenen Patienten, kamen 125 Todesfälle in der Gruppe mit der höchsten Zufriedenheit! Das heißt nun nicht, dass unser Ziel ist, möglichst unzufriedene Patienten zu haben, damit sie länger leben.

    Einer der Studienautoren zog aber ein gutes Fazit aus den Ergebnissen: “Patienten sollten mit ihren Ärzten zufrieden sein, aber idealerweise weil ihre Ärzte zu zur besten Behandlung begleiten und eben nicht nur, weil ihre Ärzte Untersuchungen und Behandlungen durchführen, die mehr Schaden als Nutzen haben können“.

    Wenn sie also mal enttäuscht unsere Praxis verlassen, weil sie bei einer Erkältung (oder Bronchitis, grippaler Infekt) kein Antibiotikum bekommen haben (erwiesenermaßen ohne Wirkung aber mit Schadenspotential) oder keine Spritze gegen Rückenschmerzen erhalten haben (sehr hohes Schadenspotential, Wirkung nicht besser als Tabletten), dann denken sie bitte daran, dass wir bei solchen Entscheidungen vielleicht nicht nach ihrem Willen, aber auf jeden Fall in ihrem Sinne und Interesse handeln. Auch wenn es dafür dann eine schlechte Bewertung z.B. bei jameda gibt.

    Quellen:http://archinte.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1108766 und http://www.ucdmc.ucdavis.edu/publish/news/newsroom/6223