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    Evidenzbasierte Medizin. Was ist das?

    Evidenzbasierte Medizin. Was ist das?

    Warum wir vieles anders machen, als sie es vielleicht erwarten oder bisher gewohnt sind.

     

    „Evidenzbasierte Medizin (EBM)“ bedeutet, dass das ärztliche Handeln auf wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen beruht, die dann zusammen mit der klinischen Erfahrung des Arztes und der Patientenpräferenz zu einer möglichst gemeinsamen informierten Entscheidung führen.

    Daraus ergibt sich, dass man durchaus auch zu einer Entscheidung kommen kann, die diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen. Zum Beispiel, wenn der Patient oder die Patientin etwas anderes wünscht oder die Erkenntnisse sich nicht auf den aktuellen Fall anwenden lassen.

    Daher bevorzugen wir den Begriff Evidenzinformierte Medizin. Ein Arzt muss den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse kennen und dann gezielt – quasi als Werkzeug einsetzen. Hausärztliches Handeln beruht also auf der Kenntnis von Leitlinien und aktuellen Studienergebnissen, der individuellen ärztlichen Erfahrung und Expertise, der Kenntnis des Patienten und seiner Lebensumstände und der Einbeziehung der Patientenpräferenzen.

     

    Ist Evidenzbasierte Medizin wirklich besser als die althergebrachte Medizin „aus dem Bauch heraus“ oder allein aus der individuellen ärztlichen Erfahrung?

     

    Eine spanische Studie wollte genau das herausfinden. Dazu wurde den Ärzten Inneren Abteilung eines spanischen Krankenhauses ein leicht verfügbarer Zugriff auf aktuelle Leitlinien ermöglicht. Zudem wurden regelmäßige Fallbesprechungen mit wissenschaftlicher Betrachtung und Bewertung eingeführt und ein regelmäßiger „Journal Club“ veranstaltet, in dem neueste medizinwissenschaftliche Erkenntnisse vorgestellt wurden. Andere internistische Abteilungen änderten nichts an ihrem Arbeitsalltag.

    Es stellte sich heraus, dass die Patienten, die unter Zuhilfenahme der EBM behandelt wurden seltener starben (6,3% gegenüber 7,8% ohne EBM) und kürzer in der Klinik verweilten mussten (6 Tage statt 8,5 Tage). Diese Ergebnisse bestätigt uns in unserer täglichen Arbeitsweise.

    Quelle: Emparanza JI et al.: Does evidence-based practice improve patient outcomes? An analysis of a natural experiment in a Spanish hospital. J Eval Clin Pract 2015; epub Oct 29; doi: 10.1111/jep.1246